Bad Cannstatter Brunnen

Eine Erinnerung an die Römische Gründung von Bad Cannstatt.

Der Namensteil Bad in Bad Cannstatt weist auf das Vorhandensein eines staatlich anerkannten Heilbades hin. Dass es in Bad Cannstatt heilsames Wasser gibt, war vielleicht auch schon den Römern bewusst, die circa 90 n.Chr. sich dort niedergelassen haben. Genaueres zur Gründung und der Geschichte von Cannstatt ist im entsprechenden Artikel auf Wikipedia zu finden.

Im Stadtbild von Bad Cannstatt sind etliche Brunnen zu finden, die zum größten Teil Cannstatter Mineral- und damit Trinkwasser führen. Eine Liste der Brunnen und weitere Informationen zu den Brunnen selbst sind auf Stuttgart Information und der Seite des Vereins Pro Alt Cannstatt e.V. zu finden.

Mein Ziel war es, die Brunnen im Stadtgebiet zu besuchen und zu fotografieren. Dabei wollte ich die Brunnen nicht nur einfach „knipsen“, sondern diese durch Perspektive, geringe Tiefenschärfe etc. vom Hintergrund trennen, sodass der Brunnen alleine und für sich steht. Dabei wollte ich bewusst abstrakte Fotos machen und viel in der Totalen arbeiten. Dazu habe ich geplant, auch mit Panoramafotos und Focusstacking bzw. einer Kombination aus beidem zu arbeiten.

Entsprechend wählte ich meine Ausrüstung: Kamera (Nikon D5300), Kabelfernauslöser, Stativ, 20mm Weitwinkelobjektiv. Die Wahl fiel auf das 20mm aus zwei Gründen. Erstens, eine längere Brennweite bedeutet mehr notwendiger Abstand zum Motiv. In einer Stadt nicht leicht umzusetzen. Zweitens, eine Festbrennweite um mich zu zwingen, tatsächlich mit dem Objekte zu arbeiten und nicht nur am Zoom zu drehen.

Im Vorfeld hatte ich mir bereits die meisten Locations (von einigen Brunnen hatte ich noch nie etwas gehört) visualisiert und hatte recht genaue Vorstellungen davon, was ich umsetzten möchte. Gerade beim Aubrunnen hatte ich eine sehr genauer Vorstellung.

Die Realität. Der erste Brunnen auf meiner Liste war der Polizeibrunnen. Diesen konnte ich trotz 20mm nicht komplett fotografieren, da direkt davor ein Auto parkte. Halb so schlimm, dachte ich mir, da ich ja sowieso auch Panoramas machen wollten.

Polizeibrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. Panoramaaufnahme aus drei Einzelbildern (20mm, f1.4, bearbeitet mit Lightroom). Zweite von insgesamt drei Fokusreihen. Sichtbare Verzeichnung.

Insgesamt habe ich drei Panoramen aus je drei Bildern bemacht, die ich zu einem Panorama mittels Photoshop „stacken“ wollte. Bei der ersten Reihe fokussierte ich auf die Jahreszahl. Bei der zweiten Reihe auf die Brunnenrohre. Die dritte Reihe fokussierte ich auf die Tafeln an der Wand. Dadurch entstanden drei Fokusebenen. Der Vergleich der einzelnen Panoramen bzw. der grundlegenden Bilder war jedoch ernüchternd. Der einzig wirkliche Gewinn hätte ich der Kombination der zweiten und dritten Reihe gelegen. Dann hätte man beim Reinzoomen die Tafeln lesen können. Für mich eher ein Spielerei und deshalb habe ich mich für das Ergebnis der zweiten Reihe entschieden.

Umgang mit Passanten. Die Brunnen sind zum Teil an belebten Orten und werden auch häufig benutzt. Alleine während meinen Aufnahmen kamen drei Personen, von denen eine Personen mehrere Kanister mit Wasser befüllte. Die Reaktion der Personen reichte von „Ich will aber nicht aufs Bild!“ über wortloses Abfüllen bis hin zu „Derf i g´schwind?“. Für mich ist hier ein freundlicher Umgang wichtig, bei dem ich als Fotograf Rücksicht auf die anderen Personen nehme. Schließlich blockiere ich ja den Brunnen und möchte selbst auch nicht ungefragt fotografiert werden.

Der zweite Brunnen auf meiner Liste war der Aubrunnen am anderen Neckarufer. Dieser liegt etwas abseits an einer vielbefahrenen Straße und besteht aus einer Wassersäule unter Glas und einem Becken. Hier hatte ich sehr genaue Vorstellungen davon, wie ich beides zusammen inszenieren wollte. Hier gibt es aber viele störende Elemente im Bild. Bänke, Graffiti, Haltestellenschilder etc. Mit dem Weitwinkel kommen die natürlich alle mit aufs Bilder. Auch hier wäre eine längere Brennweite nicht hilfreich gewesen, da auf der einen Seite die Straße und auf der anderen Seite der Neckar ist.

Das zweite, gestaffelte Bild entspricht dem, was ich mir vorgestellt hatte. Hier jedoch deutlich zu sehen, dass eine Bildidee nichts nützt, wenn ein Baum „falsch“ wächst oder eine Haltestelle im Weg ist. Hier habe ich mich für einen Kompromiss in der Perspektive entschieden; etwas Baum und etwas Haltestelle.

Auch dieser Brunnen wurde während meinen Aufnahmen mehrmals aufgesucht und häufig wurde ich kritisch beäugt. Die Glassäule war leider nicht mehr sehr gläsern. Zum einen durch die Mineralablagerungen und zum anderen durch die Graffiti. Zumindest letzteres gehört zu Aufnahmen im städtischen Umfeld wohl dazu.

Der dritte Brunnen war der Kellerbrunnen, welcher in einem Hinterhof liegt. Hier kommen die bereits genannten Probleme zusammen: Enge, Passanten und Hintergrund. Eines meiner Ziele war, eine interessante Perspektive einzunehmen. Generell sind Fotos aus der Augenhöhe des Fotografen eher langweilig, weil man die Objekte sowieso schon aus dieser Ebene kennt. Deshalb ist der gängige Tipp zur Perspektive bzw. Aufnahmehöhe der, auf Augenhöhe des Motivs zu fotografieren. Das gilt mindestens für Tiere und Kinder aber wahrscheinlich auch für Autos. Bei Gelegenheit probiere ich das mal aus. Mein Idee war also, dem Kellerbrunnen mit einer ungewöhnlichen Aufnahmehöhe zu begegnen. Ein extremes Beispiel in Froschperspektive verdeutlicht, warum das keine gute Idee war.

Kellerbrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. Leichte Froschperspektive. 20mm, f8, bearbeitet mit Lightroom.

Ich habe die Idee der Aufnahmehöhe auf Augenhöhe sehr schnell aufgegeben. Zudem gibt das Bild einen ersten Eindruck vom Hintergrund. Der Passant ist mir trotz Aufmerksamkeit ins Bild gelaufen. Zum Schutz der Persönlichkeit habe ich das Gesicht weichgezeichnet.

Der nächste Versuch bestand daraus, die Blende zu öffnen und einen ruhigeren Hintergrund zu wählen. Zudem habe ich wieder eine Normalposition eingenommen und mich so positioniert, dass der Wasserstrahl in meine Richtung aus dem Rohr fließt.

Kellerbrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. Normalperspektive. 20mm, f1.4, bearbeitet mit Lightroom.

Der Hintergrund ist jetzt zwar ein anderer aber immer noch nicht wirklich besser. Auch das Auf-mich-zufließen hat mir nicht wirklich gefallen. Der Fokuspunkt liegt zwar auf dem Wasseraustritt aber trotz f1.4 ist der Unschärfeverlauf nicht stark ausgeprägt und eine Betonung des Fokuspunkts gelingt nicht.

Für eine andere Aufnahme bin ich näher heran und habe das Wasser von mir weg fotografiert. Dadurch entstand dann eine Detailaufnahme des Wasserbeckens und des Rohrs. Der Fokuspunkt lag auf dem Wasserstrahl und durch 1/2500s wurde das Wasser in der Bewegung eingefroren.

Kellerbrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. Detailaufnahme. 20mm, f1.4, 1/1250s, bearbeitet mit Lightroom.

Hier war ich so davon angetan, dass ich das Wasser scharf und eingefroren ist, dass ich erst beim Entwickeln gemerkt habe, dass eine Ecke des Beckens fehlt.

Der vierte Brunnen ist der Schreinereibrunnen. Dieser wird von der selben Quelle wie der Kellerbrunnen gespeist und liegt Luftlinie weniger als 100m entfernt. Die Aufnahmesituation unterscheidet sich jedoch grundlegend.

Schreinereibrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, bearbeitet mit Lightroom.

Ich habe hier etwas tiefer als die Normalperspektive fotografiert und bei Offenblende den Fokuspunkt auf den Wasserstrahl gelegt. Bei der Bildgestaltung habe ich mich an der Drittel-Regel orientiert (Säule und Auslass). Wie beim Kellerbrunnen habe ich mich auf Wasser konzentriert.

Schreinereibrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/3200s, bearbeitet mit Lightroom.

Der Fokuspunkt sitzt auf dem Wasserstrahl und dessen unregelmäßige Struktur ist gut zu erkennen. Jedoch wirkt das Bild recht dunkel, matt und von der Bildgestaltung her auch nicht sonderlich spannend. Auf eine große Retusche habe ich deshalb verzichtet.

Der fünfte Brunnen ist der Jacobsbrunnen. Dieser wird führt Wasser aus der gleichen Quelle wie Keller- und Schreinereibrunnen. Den ersten Aufnahmeversuch musste ich wegen einem Auto abbrechen. Beim zweiten Versuch baute ich wieder mein Stativ auf und fertigte ein Panorama aus drei Aufnahmen an.

Jacobsbrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. Panoramaaufnahme aus drei Einzelbildern. 20mm, f1.4, 1/3200s, bearbeitet mit Lightroom. Gut zu erkennen sind Probleme beim „stitchen“ des Panoramas.

Warum ich hier ein Panorama versucht habe? Ich wollte die Passanten im Hintergrund so unscharf wie möglich machen, damit diese nicht zu identifizieren sind. Hier kommt die Schärfentiefe ins Spiel: Je näher ich am Objekt bin, desto geringer ist die Tiefenschärfe. Ein Rechner für die Schärfentiefe und die Hyperfokaldistanz ist hier zu finden. Hätte ich den Abstand zum Brunnen vergrößert, um ihn komplett abzubilden, dann wäre auch mehr vom Hintergrund scharf gewesen, was ich ja vermeiden wollte. Im nachhinein wäre aber dieses Vorgehen mit Retusche in Lightroom besser gewesen. Aber das wusste ich da ja noch nicht.

Generell war ich auch hier mit der Totalen nicht zufrieden und ich begann, mir die Details genauer anzuschauen. Und dabei habe ich einiges Entdeckt. Zuerst zum zentralen Turm

Im linken Bild sieht man die Symmetrie des zentralen Turms und durch die kurze Belichtungszeit ist auch das Wasser wieder eingefroren. Im rechten Bild habe ich auf „Krone“ des Turms fokussiert. Die Symmetrieachse führt genau auf diese zu, während die schräge linke und rechte Linie in den Kronen der Bäume führen. Dieses Bild finde ich interessant, weil es eine ungewöhnliche Perspektive darstellt, die man im Normalfall nicht einnimmt aber auch nicht so bemüht ist wie eine Froschperspektive.

Danach habe ich mich mir den rechten und linken Wasserauslass genauer angeschaut. Und obwohl der Brunnen symmetrisch angelegt ist, unterscheiden sich beide. Gut zusehen ist übrigens der Einfluss einer kurzen Aufnahmedistanz auf die Tiefenschärfe.

Der sechste Brunnen ist der Strohmbrunnen. Auch hier habe ich es wieder mit einer Totalen und einer etwas näheren Ansicht probiert. Da dieser Brunnen verhältnismäßig klein ist, konnte ich recht nahe rankommen.

Wie man besonders auf dem linken Bild sehen kann, war auch wieder Enge ein Problem. Beide Bilder vermitteln einen Eindruck des Brunnens, sind aber nichts Besonderes. Um das Problem mit dem Hintergrund bzw. der Enge zu lösen, entschied ich mich, mich mit den Details zu beschäftigen.

Strohmbrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/2000s, bearbeitet mit Lightroom.

Ähnlich wie beim Jacobsbrunnen ist der Wasserauslass in Form eines Tierkopfes gestaltet. Zudem sieht man gut die Mineralablagerungen und die Oxidation des Materials am Übergang zur Brunnensäule. Bei der nachträglichen Bildbearbeitung könnte man sicher die Regenrinne und die Haustüre im Hintergrund retuschieren. Oder man wählt beim Fotografieren eine andere Perspektive, sodass beides nicht aufs Bild kommt. In diesem Fall hätte ein Schritt nach Links wahrscheinlich gereicht. Die Schärfeebene wäre dann zwar nicht mehr parallel zum Rohr, was man eventuell mit Abblenden hätte ausgleichen können. Die Belichtungszeit wäre dann auch länger geworden und das Wasser hätte an Struktur verloren. Wäre aber einen Versuch wert gewesen.

Strohmbrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/640s, bearbeitet mit Lightroom.

In dieser Aufnahme habe ich auf den Wasserauslass fokussiert und dem Wasserstrahl viel Raum gegeben. Hier habe ich Wert auf einen symmetrischen Bildaufbau gelegt. Man sieht sehr deutlich, dass die Schärfentiefe aufgrund des geringen Aufnahmeabstands und der offenen Blende sehr gering ausfällt. Die Ebene der Augen ist scharf, die Schnauze jedoch nicht.

Ein Zwischenstand. Nicht alle Brunnen sind fotogen oder stehen in fotogenen Umgebungen. Ein Beispiel hierfür ist der Kellerbrunnen in einem Hinterhof. Zudem sind die Brunnen im öffentlichen Raum mit Passanten, Autos etc. Wenn der Hintergrund also nichts taugt, dann muss man sich mit den Details beschäftigen. Für diese Details muss ich mit meinem 20mm sehr nahe ans Motiv, was bei Offenblende eine sehr geringe Schärfentiefe zur Folge hat.

Der siebte Brunnen ist der Erbsenbrunnen an der Marktstraße. Dieser Brunnen besteht aus Travertin und zeigt einen kleinen, nackten Jungen, der auf einer Kugel steht. Als Vorlage für diesen Jungen diente wohl der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Ausgeführt wurde die Arbeit von Fritz von Graevenitz. Der Brunnen führt weiches Wasser, welches zur Zubereitung von Hülsenfrüchten gut geeignet ist, deshalb der Name. Diese Informationen sind der entsprechenden Seite der Wikipedia entnommen.

Erbsenbrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/1250s, bearbeitet mit Lightroom.

Auch hier wieder sehr deutlich, dass der Hintergrund nicht gut ist. Durch die Blickrichtung der Brunnenfigur ist diese jedoch festgelegt, außer natürlich, man möchte den Rücken des Jungen fotografieren. Dann hat man die Marktstraße im Hintergrund. Wie man auch sieht, war die Lichtsituation schwierig. Die Sonne stand recht hoch und das Licht fiel durch die Krone eines Baumes auf den Brunnen. Es gibt entsprechend sehr helle und sehr dunkle Bereiche. Für eine möglichst gute Belichtung ohne ausgebrannte oder abgesoffene Stellen relativ schwierig. Hier musste ich mit Lightroom nachbessern.

Hier habe ich mich direkt auf die Details gestürzt. Besonders interessant fand ich die eingelassenen Ringe, an denen früher Trinkschalen befestigt waren.

Ich habe die Bilder so belichtet, dass ich eine extrem kurze Belichtungszeit erreiche (1/4000s, kürzer geht bei der D5300 nicht) und dass alles, was nicht beleuchtet ist, dunkel wird. Hierdurch entsteht ein schöner Kontrast zwischen Brunnen und Boden, wie im linken Bild zu sehen ist. Das Wasser kommt recht steil aus dem Brunnen, weshalb ich noch eine ungewöhnlichere Perspektive einnehmen konnte:

Erbsenbrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt, Detailaufnahme. 20mm, f1.4, 1/800s, bearbeitet mit Lightroom, 1:1 Zuschnitt.

Für mich gehen diese Bilde schon in die richtige Richtung!

Der achte Brunnen ist der Rathaus-Brunnen vorm Alten Rathaus von Bad Cannstatt in Form einer Kelter. Im Unterschied zu den anderen Brunnen bisher liefert dieser kein Trink- bzw. Mineralwasser.

Rathaus-Brunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/4000s, bearbeitet mit Lightroom.

Gut zu erkennen ist, dass um den Brunnen herum viel Platz ist und er in der prallen Sonne liegt. Die Schatten sind entsprechend hart und die Belichtungszeiten extrem kurz.

Ebenfalls im Unterschied zu den anderen Brunnen bisher ist die fließende Wassermenge. Wasser ist also ein entscheidendes Motiv und die helle Sonne in Kombination mit der Offenblende ermöglicht das einfrieren des Wassers. Zudem sind genug Linien vorhanden, um mit der Symmetrie zu arbeiten. Zu sehen im linken Bild. Die Trennlinie oberhalb des Wasserstrahls in Kombination mit der Brunnenumrandung und des Sockels am Gebäude im Hintergrund (Altes Rathaus) halbieren das Bild. Die Trennlinie am Wasserstrahl lenkt den Blick des Betrachters auf den scharf und eingefroren abgebildeten Wasserstrahl. Dieser fließt von Hell nach Dunkel. Wasser und Linie lenkt ebenfalls im rechten Bild den Blick des Betrachters. Die Schärfe des Wassers ist hier jedoch ausgeprägter, da die Schärfentiefe „flacher“ verläuft.

Wasser als Element und Motiv spielt auch im folgenden Bild eine Rolle.

Rathaus-Brunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/4000s, bearbeitet mit Lightroom.

Hier habe ich mich für einen symmetrischen Bildaufbau entschieden. Das Wasser entspringt bei ca. 1/3 der Bildhöhe. Der Abstand zu den Rändern ist ungefähr gleich. Der Wasserstrahl selbst ändert sich ab ca. 2/3 von glatt zu rau. Die Plastizität habe ich mit Lightroom etwas hervorgehoben.

Brunnen Nummer Neun ist der Schiffmannbrunnen. Dieser Brunnen besteht aus einem Becken aus Travertin und zwei Auslaufrohren. Der Aufbau ist somit symmetrisch gestaltet.

Schiffmannbrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/1000s, bearbeitet mit Lightroom.

Der Brunnen liegt in kleiner Grünfläche zwischen Häusern. Wie auf dem Bild zu sehen ist, funktioniert momentan nur ein Auslass. Die Aufnahmen in der Totalen haben eher dokumentarischen Charakter, weshalb ich mich wieder auf Details und interessante(re) Perspektiven konzentriert habe.

Dieser Brunnen scheint seltener von Menschen als von Wespen frequentiert zu werden. Obwohl 20mm für Wespen denkbar ungeeignet sind, habe ich doch eine ganz gut erwischt.

Schiffmannbrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/50s, bearbeitet mit Lightroom, Ausschnittsvergrößerung.

Der zehnte Brunnen auf der Liste ist der Veiel-Brunnen. Dieser besteht ebenfalls aus Travertin und besitzt vier Brunnenrohre. Der Abfluss erfolgt links in eine Dohle. Der Brunnen liegt in einem Industriegebiet etwas versteckt in einem kleinen Park. Der Brunnenbereich ist von einer halbkreisförmigen Mauer umgeben, deren Abschluss von einer jeweils von einem Hummer und einer Schildkröte gebildet wird.

Veiel-Brunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/640s, bearbeitet mit Lightroom.

Durch eine steilere Perspektive lässt sich im Hintergrund noch ein Graffiti einfachen, welches den urbanen Charakter unterstreicht. Persönliche finde ich das einen interessanten Kontrast zwischen alt und neu.

Veiel-Brunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/2500s, bearbeitet mit Lightroom.

Bei dieser Aufnahme musste ich mit Lightroom nachhelfen, da der Brunnen im Schatten aber das Graffiti in der Sonne lag.

Veiel-Brunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt, rechter Mauerabschluss. 20mm, f1.4, 1/500s, bearbeitet mit Lightroom.
Veiel-Brunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt, linker Mauerabschluss. 20mm, f2.8, 1/500s, bearbeitet mit Lightroom.

Der Hummer ist leider seitlich kaum erkennen. Deshalb habe ich eine frontale Perspektive gewählt.

Der elfte Brunnen ist der Lautenschlägerbrunnen in der Nähe des Kurparks. Der Brunnen ist aus Travertin gefertigt. Auf einer Kugel, die auf einer achteckigen Säule ruht, sitzt ein nackter Junge, der Laute spielt. In wieweit das für die Namensgebung relevant ist, ist nicht eindeutig geklärt. Siehe hierzu einen kurzen Artikel zum Brunnen.

Lautenschlägerbrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/4000s, bearbeitet mit Lightroom.

Wie zu erkennen ist, gibt es ausreichend Platz um den Brunnen. Bei Frontalperspektive sind Wohnhäuser im Hintergrund zu sehen.

Lautenschlägerbrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/3200s, bearbeitet mit Lightroom.

Die Umgebung des Brunnens ist sehr belebt. Entsprechend muss man sich entweder so positionieren, dass keine Passanten im Bild sind oder man muss Geduld haben.

Das linke Bild zeigt eine Detailaufnahme des Lautenspielers. Beim rechten Bild habe ich versucht, die einzelnen fallenden Tropfen einzufangen. Was sich als sehr knifflig herausgestellt hat. Hier habe ich vorfokussiert und den AF deaktiviert, um möglichst wenig Verzögerung beim Auslösen zu haben. An der Kamera lag es aber definitiv nicht.

Lautenschlägerbrunnen in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/3200s, bearbeitet mit Lightroom.

Das obere Bild zeig einen Auslass mit eingefrorenem Wasserstrahl und einem einzelnen, fallenden Tropfen. Die Blick hierbei Richtung Mineralbad und Haltestelle. Entsprechend war wieder Geduld notwendig, um keine Passanten aufs Bild zu bekommen.

Der zwölfte Brunnen ist ein kein Brunnen im Stadtgebiet sondern befindet sich hinter dem Mineralbad. Der Brunnen der Wilhelmsquelle besitzt in der Mitte eine Säule aus Plexiglas und zwei Rohre. Für mich störend ist, dass man den Brunnen entweder mittig vor der halbrunden Mauer im Hintergrund hat oder man hat beide Rohre parallel. Beides gleichzeitig? Nö.

Brunnen der Wilhelmsquelle in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/4000s, bearbeitet mit Lightroom.

Ein nettes Detail ist der Löwenzahn, der am Sockel durchbricht. Leider habe ich diesen erst beim Bearbeiten der Bilder gesehen. Wäre vielleicht ein interessantes Motiv geworden.

Für eine letzte Detailaufnahme habe ich mich auf den linken Auslass konzentriert.

Brunnen der Wilhelmsquelle in Stuttgart-Bad Cannstatt. 20mm, f1.4, 1/4000s, bearbeitet mit Lightroom.

Hier gefallen mir der Schatten des Wasserstrahls und der halbdurchsichtige Schatten der zentralen Säule. Zudem hat das Licht langsam eine warme, rötliche Färbung angenommen, was mit den Orangetönen des Beckens Ende September fast schon herbstlich wirkt.

Was habe ich nun gelernt?

Ich war davon überrascht, dass die Brunnen in Bad Cannstatt häufig als solche genutzt werden. Sei es nun zur kurzen Erfrischung oder zum Abfüllen mehrerer Liter in Kanistern. Mein Ziel war es, die Brunnen in ihrer urbanen Umgebung zu fotografieren. Das war auch die größte Herausforderung: Menschen, unschöne Hintergründe, Enge etc. Durch meine gewählte Ausrüstung wollte ich diese Probleme umgehen. Gegen die Enge ein Weitwinkel. Gegen Menschen im Bild und unschöne Hintergründe eine geringe Schärfentiefe bzw. Offenblende. Zudem hat sich ein gewisses Maß an Geduld ebenfalls als sehr nützlich erwiesen. Die Idee mit Fokusreihen zu arbeiten, hat sich leider nicht als hilfreich erwiesen.

Bei den Motiven war ich etwas „blauäugig“. Nicht jeder Brunnen wirkt in seiner Gesamtheit. Zumal für eine Totale mehr Abstand notwendig ist und damit auch wieder die Schärfentiefe steigt, welche ich ja so gering wie möglich halten wollte. Durch die Beschäftigung mit dem Motiv bin ich jedoch auf interessante Details gestoßen, wie z.B. die Befestigungen der Trinkschalen. Zudem ist auch Wasser als Thema in den Vordergrund gerückt. Hier hatte ich das Glück, dass es in Kombination mit der Offenblende hell genug war, um sehr geringe Verschlusszeiten zu erreichen. Durch die kurzen Verschlusszeiten konnte ich das Wasser plastisch ablichten.

Was nehme ich also mit?

  • Geduld
  • Details
  • Glück mit dem Wetter