Bildbearbeitung

In einem meiner letzten Beiträge habe ich etwas darüber geschrieben, wie die Kamera eine Szene belichtet, um ein möglichst gutes Ergebnis zu produzieren. Das klappt aber nicht immer. Gerade wenn eine Szene extreme Wechsel von Hell und Dunkel besitzt. Und wann kommt das vor? Zum Beispiel wenn es mitten am Tag und der Himmel wolkenlos ist. Oder man fotografiert aus einem Gebäude durch eine Glasfront hinaus. Und genau das bringt mich zu dem ersten Bild, das ich jemals Bild bearbeitet habe.

Was hat an diesem Bild nicht geklappt? Der Innenraum ist im Vergleich zum hellen Tag im Freien viel zu hell. Der Bildeindruck ist fast schon Schwarz. Bei eingestellter Matrixmessung fand die Kamera das Bild wahrscheinlich ganz gut belichtet, nämlich so mittel Grau. Das bearbeitete Bild ist nicht wirklich überzeugend. Es rauscht sehr stark und die hervorgeholten Farben sind auch eher flau. Dafür kann man aber durch die Fensterfront jetzt etwas vom Lake Michigan erahnen und das Adler Planetarium erahnen. Das Bild ist bei meiner ersten Reise in die USA entstanden, bei der ich zum ersten Mal mit einer DSLR fotografiert habe. Ganz am Anfang 😀

Warum zeige ich das? Die Belichtungsautomatiken werden immer besser. Aber manchmal hakt es trotzdem und hier kann Bildbearbeitung nachhelfen. Was meine ich mit Bildbearbeitung? Schlichtes Anpassen der Belichtung, des Kontrasts, Schärfung, Rauschreduzierung, Bildzuschnitte etc. Keine Montagen oder Verfremdungen. Bildbearbeitung ist dabei keine Schande für den Fotografen und kann auch nichts erzeugen, das davor nicht vorhanden war. Ein verwackeltes Bild bleibt verwackelt und ein Bild und ein unterbelichtetes Foto wird noch nachträglich optimal belichtet. Im Folgenden bringe ich ein paar Beispiele für Situationen, in denen Bildbearbeitung der Belichtungsmessung (und dem Fotografen) unter die Arme greifen kann. Ich verwende durchgehend RAW Bilder, da diese noch die meisten Bildinformationen enthalten. Mein Fokus liegt dabei darauf, einfach etwas Lust auf das Thema zu machen. Auf YouTube gibt es genug Tutorials zum Thema. Da kann ich nichts beitragen 🙂

Mitten am Tag und ohne Wolken

Wie bereits gesagt, sind Situationen am hellen Tag und ohne Wolken dahingehend eine Herausforderung, in diesen Situationen sehr harte Übergange von Schatten zu Sonne entstehen. Ein Beispiel hatte ich neulich bei einem Ausflug nach Meßkirch zum Campus Galli. Im Folgenden zeige ich immer ein paar Bilder, jeweils ohne und mit Bildbearbeitung per Lightroom. Neben Lightroom gibt es andere und auch kostenlose Alternativen, der Post ist keine Werbung für Lightroom. Ich bin einfach nur fitter mit Lightroom als mit anderen Programmen wie Luminar und Capture One. Es geht mir dabei – wie meistens – nicht um perfekte Belichtung oder Bearbeitung. Ich möchte Zeigen, was so alles möglich ist.

Das erste Bild zeigt den Hahn Berlusconi III. im Vordergrund und eine Holzhütte im Hintergrund. Der Hahn heißt deshalb Berlusconi III., weil er zur Hühnerasse „Italiener“ gehört und der Hahn im Korb ist. Den Zusatz der III. hat er, weil seine Vorgänger die Bekanntschaft mit einem Fuchs gemacht haben. Der Hahn steht dabei im Schatten, während die Hütte im Sonnenschein liegt. Das zweite Bild zeigt den Effekt der Anpassung der Lichter und Tiefen (-69 / +57). Durch die Anpassung der Lichter wird der heller Hintergrund abgedunkelt. Die Anpassung der Tiefen hellt hingegen den Vordergrund auf. Das dritte Bild zeigt den Effekt der automatischen Tonwertanpassung in Lightroom. Das letzte Bild zeigt den Effekt meiner Anpassungen. Hier habe ich die Lichter und Tiefen auf + / – 100 gesetzt. Dadurch wird die Textur des Gefieders etwas besser herausgearbeitet. Hier hilft Bildbearbeitung mittels Lightroom das Potential des Dynamikumfangs des Sensors auszunutzen.

Mittelalterliche Holzbearbeitung

Die folgenden Bilder zeigen einen Mitarbeiter bei der Holzbearbeitung. Sein Arbeitsplatz liegt in einem schattigen Bereich, der durch einzelne Sonnenflecken durchbrochen wird. Im Hintergrund ist die Umrandung des Friedhofs zu erkennen.

Das erste Bild zeigt einen Zimmermann bei der Holzbearbeitung mit einer Axt im Vordergrund. Im Hintergrund ist eine weise Mauer zu sehen. Der Zimmermann steht im Schatten, während die Mauer hell beleuchtet ist. Die automatische Anpassung der Lichter und Tiefen zeigt sich im zweiten Bild (Lichter – 65 / Tiefen +55). Das Gesicht des Zimmermanns wird aufgehellt und einige Details im Schatten sind besser zu erkennen. Im dritten Bild gleicht die automatische Tonwertkorrektur die harten Kontraste aus. Die hellen Bereiche werden dunkler und die dunklen Bereiche werden heller. Der Bildeindruck wird dadurch weniger hart und runder. Im vierten Bild habe ich die Lichter bzw. Tiefen auf + / – 100 gesetzt. Hier ist die Anpassung von Lichter – 100 zu extrem.

Verborgene Details

Die letzten beiden Bilder thematisieren die Möglichkeiten und Grenzen der Bildbearbeitung. Die Bilder sind im Innenraum der Holzkirche entstanden.

Bei diesem Bild lohnt sich ein Blick auf die Einstellungen der Kamera. Da ich eigentlich nicht vor hatte, im Inneren zu fotografieren, habe ich die ISO-Einstellung auf 100 belassen und leicht auf f4.8 abgeblendet. Die Belichtungszeit lag bei 1/4s, also relativ lange ohne Stativ. Das Ausgangsbild ist dunkel und das Histogramm ist linkslastig, siehe Bild.

Histogramm des Ausgangsbilds

Die automatische Tonwertkorrektur hellt das Bild ordentlich auf und es zeigen sich Details am Holzbalken am unteren Bildrand. Diese Bildinformationen sind im Ausgangsbild enthalten. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber ein Problem dieser massiven Aufhellung. Lightroom hat hier die Belichtung um 2,1 Stufen erhöht. Das Bild ist körnig und rauscht.

Und jetzt?

Keines der von mir gezeigten Bilder ist perfekt aufgenommen oder perfekt bearbeitet. Ich möchte hier auch nicht meine „mad Lightroom skills“ zeigen. Die meiste Arbeit hat Lightroom vollautomatisch gemacht. Was ich aber zeigen möchte, sind die Möglichkeiten der Bildbearbeitung. Man kann damit per Software etwas der Hardware (der Kamera) unter die Arme greifen und den Bildeindruck etwas abrunden und die harten Hell/Dunkel Kontraste aufweichen. Ich kann jedem empfehlen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und einfach mal herumzuspielen. Es gibt genug Tutorials auf YouTube und auch kostenlose Alternativen zu Lightroom. Also: Legt los, probiert aus und lasst euch überraschen, welche Bildinformationen vorhanden sind.