Fotografieren im Zoo
Zoos und botanische Gärten bieten wunderbare Möglichkeiten zum Fotografieren: Interessante, abwechslungsreiche und spannende Motive. Unter anderem deshalb fotografiere ich gerne in der Wilhelma. Aber Zoos sind künstliche Umgebungen und die meisten Tiere sind in Gehegen oder hinter Glas. Und das macht es bisweilen herausfordernd, ein schönes Foto zu erhaschen. Aber es gibt auch Tricks, die leider teils auch etwas Ausrüstung erfordern.
Fotografieren durch Gitter und Zäune
Zäune stehen im Weg und im Bild. Also muss man sie „unsichtbar“ machen. Und wie macht man etwas unsichtbar oder zumindest unauffällig? Man macht es so unscharf, dass man es (fast) nicht mehr sieht. Wenn wir über Schärfe reden, dann müssen wir auch über Blende, Abstand und Brennweite reden. Kleine Blenden (kleine Zahl) reduziert die Schärfentiefe. Eine hohe Brennweite reduziert ebenfalls die Schärfentiefe, vor allem in Kombination mit einem geringen Abstand. In den folgenden Beispielen möchte ich den Einfluss der genannten Faktoren demonstrieren.

Die Aufnahmesituation im obigen Bild war wie folgt: Der Luchs war nah am Zaun und ich konnte nicht viel näher an den Zaun herantreten. In der Folge ist der Zaun deutlich erkennbar, obwohl die Blende klein und Brennweite groß war und beide Faktoren die Schärfentiefe reduzieren.
Anders sieht es in folgendem Bild aus:

Der Silberfuchs hatte es sich weiter vom Zaun weg gemütlich gemacht und ich konnte nahe an den Zaun herantreten. Anders als im ersten Bild konnte die kleine Blende und hohe Brennweite den Zaun fast unsichtbar machen. Aber eben nur fast. Im Bokeh sind seltsame Strukturen erkennbar und auch das Nackenfell wirkt seltsam. Das sind die optischen Reste des Zauns. In der Bildbearbeitung lassen die diese Reste jedoch reduzieren, was ich im folgenden Bild demonstrieren möchte.


Die Aufnahmesituation ähnelt der des vorangegangenen Bildes; Blende offen, Brennweite hoch, Abstand (Fotograf) zum Zaun gering, Abstand (Motiv) zum Zaun hoch. Das linke Bild zeigt ebenfalls die Artefakte im Hintergrund, welche ich beim rechten Bild mittels Lightroom reduziert habe. Hierzu habe ich den Hintergrund maskiert und die Regler „Struktur“ und „Klarheit“ auf -100 eingestellt. Dieses Bild ist mein persönliches Highlight des Besuchs. In Anlehnung an Lieblingsbilder möchte ich kurz darauf eingehen, warum das so ist.
- Die Bildgestaltung. Der Kopf des Fuchses befindet sich auf einem Schnittpunkt des Goldenen Schnitts (Der Fairnesshalber muss ich zugeben, dass das Bild eine Ausschnittsvergrößerung ist. Im Original ist der Kopf bildmittig).
- Der Blick: Hier hatte ich Glück. Der Fuchs hat direkt und neugierig in die Kamera geschaut.
Was braucht man also?
Was braucht man, um Zäune verschwinden zu lassen und schöne Bilder zu machen?
- Einen geeigneten Abstand von Fotograf, Zaun und Motiv. Ersterer sollte klein und letzterer groß sein.
- Eine offene Blende und lange Brennweite. Beide Faktoren verringern die Schärfentiefe.
- Eine Ausrüstung, die den zweiten Punkt erleichtert. Aber mit Handys kann man ebenfalls gute Bilder machen, da sie gegebenenfalls Lücken um Zaun ausnutzen können. Das ist aber keine Aufforderung, Handys all zu sorglos in Gehege zu halten.
- Glück beim Timing.
- Respekt vor den Tieren, Pflanzen und Mitmenschen.